Webmail mit Horde

Gezähmte Horde

Wer Webmail für einen IMAP-Server bereitstellen will und darüber hinaus Groupware-Komponenten benötigt, sollte einen Blick auf Horde werfen. Um so mehr, wenn er will, dass der Webmailer sich auch mit dem Smartphone benutzen lässt.
Mit E-Mail-Diensten muss sich jeder Administrator früher oder später einmal beschäftigen. Das zur CeBIT erscheinende ADMIN 02/2012 gibt dazu Praxis-Tipps und ... (mehr)

Wenn ein Software-Projekt schon 13 Jahre auf dem Buckel hat, dann will das was bedeuten: Horde ist das Webmail-Projekt, das mit am längsten auf dem freien Software-Markt verfügbar ist. Chuck Hagenbuch hat es seinerzeit für seine damalige Universität gestartet, zu einer Zeit, als das Internet und auch PHP – die Sprache in der Horde programmiert ist – gerade aus den Kinderschuhen heraus wuchs.

Heute ist es als freies Software-Projekt unter der GPL lizenziert.

Von der ursprünglichen Webmail hat sich das Projekt zu einer ausgewachsenen Groupware mit PHP-Unterbau entwickelt, die viele Module umfasst und eine Menge Konfigurationsmöglichkeiten bietet. Reichtum an Features und Flexibilität haben aber ihren Preis: Die Konfiguration des Systems ist komplex. Wer sich nicht gut auskennt, verliert sich leicht in der Vielzahl möglicher Konfigurationseinstellungen.

Paketmanagement

Dabei ist die eigentliche Installation noch nicht sonderlich komplex. Allerdings wird sie den einen oder anderen Administrator verwundern, weicht sie doch vom sonst üblichen Verfahren, dem Extrahieren eines gepackten Archivs in das Webserver-Verzeichnis, ab: Mit der im April 2011 veröffentlichten Version Horde 4 lässt sich die Software ausschließlich mithilfe von PEAR installieren, dem Paketmanager, den jede PHP-Installation mitbringt.

Der Grund für den Einsatz des PEAR-Paketmanagers liegt darin, dass Horde sehr modular aufgebaut ist, aufgesplittet in über 100 Pakete, die das Projekt über einen PEAR-Server [2] ausliefert. Das erlaubt es dem Administrator, je nach Bedarf unterschiedliche Features und Applikationen bei der Installation auszuwählen. Die Modularität fördert auch die Code-Qualität, da feste Grenzen – Interfaces – zwischen den Modulen die Entwickler zur Einhaltung von Spezifikationen zwingen.

Ein großer Teil der bereitgestellten Module implementiert ein eigenes PHP-Framework für die Entwicklung von Webapplikationen. Das Webmail-Modul, der Kalender, das Notizbuch und das Wiki sind alles Module, die auf diesem Framework aufsetzen. Wenn die Nutzer Funktionalität benötigen, die keine bestehende Horde-Applikation bereitstellt, lässt sich auf Basis des Frameworks recht leicht ein passendes Modul programmieren und in die bestehende Horde-Installation integrieren.

Die durchschnittliche Webapplikation umfasst aber gerade mal ein Modul. Dieses im Archiv zur Verfügung zu stellen, es als Administrator zu installieren oder auch später zu aktualisieren, bedarf keiner besonderen Werkzeuge. Bei mehreren Dutzend Paketen sieht das schon anders aus: Ein Paketmanager muss her. Was für die Distributionen »apt« , »rpm« oder »yast« , für Ruby "Gems" und für Python "Eggs", sind bei PHP die PEAR-Pakete.

Installation

Der folgende Abschnitt geht davon aus, dass der Administrator über PEAR keine Pakete in der zugrunde liegenden Linux-Distribution installieren will, sondern ein separates Verzeichnis für die Horde-Installation verwendet. Damit können sich die via PEAR installierten Module und diejenigen des distributionseigenen Paketmanagers nicht ins Gehege kommen. Der Administrator installiert so eine sauber abgeschlossene Umgebung, aus der heraus der Webserver Horde für die Nutzer ausliefern kann.

Die offizielle Dokumentation zur Installation von Horde [1] zeigt die möglichen Alternativen zu dem hier beschriebenen Weg auf. Wer Horde installieren möchte, sollte dieses Dokument in jedem Fall konsultieren. Es ist deutlich umfangreicher als der kurze Überblick, der an dieser Stelle möglich ist.

Die Distribution, auf der ein Administrator Horde installiert, muss zwingend sowohl PHP als auch PEAR unterstützen. Wobei PHP Letzteres standardmäßig mitliefert. Der Administrator erstellt im ersten Schritt das Verzeichnis, in dem er Horde installieren möchte:

mkdir /var/www/webmail

Der Verzeichnis-Pfad ist frei wählbar. Typischerweise liegt das Verzeichnis im Stammverzeichnis, das der Webserver ausliefert. Die offizielle Installationsanweisung nimmt »/var/www« als Standard an.

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