Bücher über HA-Cluster und KVM

Vorgelesen

,
Der technische Fortschritt in der Linux-Welt hat einem Cluster-Buch zu einer modernisierten dritten Auflage verholfen. Ein weiteres Werk widmet sich dem Aufsteiger KVM.
Obwohl Linux als freie Software kostenlos verfügbar ist, setzen viele beim Unternehmenseinsatz auf Enterprise-Distributionen mit Support. Wo die Stärken der ... (mehr)

KVM ist der Shooting Star der Virtualisierungstechniken unter Linux und hat in den letzten Jahren Xen und andere Hypervisors mit Blick auf die Popularität klar abgehängt. Entsprechendes Publikumsinteresse kann man sicher für den Titel "KVM für die Server-Virtualisierung" voraussetzen, den zwei namhafte Linux-Publizisten, Michael Kofler und Ralf Spenneberg, nun vorlegen.

KVM en Detail

Im Untertitel konnten die Autoren das offenbar obligatorische Schlagwort "Cloud" nicht vermeiden, was im Buch dann aber auf den drei Seiten eines Alibi-Abschnitts dazu folgt, hätte man ebensogut weglassen können. Für den eigentlichen Gegenstand, KVM, gilt jedoch im Gegenteil, dass er in vielen Facetten, tiefgründig und dabei auch gut verständlich vorgestellt wird.

Verdienstvollerweise geht es nicht nur um die Virt-Manager-GUI, stattdessen ist der Administration auf der Kommandozeile ein ganzes Kapitel gewidmet, das alle KVM- oder Libvirt-Kommandos eingehend bespricht. Weitere Kapitel wenden sich dann den Ressourcen virtueller Maschinen zu, wie virtuellen Datenträgern, Grafik, CPU, Hauptspeicher, anderen Komponenten wie USB oder dem Netzwerk. Ein eigenes Kapitel beleuchtet den wichtigen Aspekt Sicherheit.

Besondere Vorkenntnisse sind kaum nötig. An manchen Stellen gehen die Kompromisse mit Blick auf gute Verständlichkeit vielleicht ein bisschen weit. "Eine Bridge ist ein Switch" (S.150) stimmt zum Beipsiel eher umgekehrt. Davon aber abgesehen, beleuchtet gerade das Netzwerkkapitel auch fortgeschrittene Techniken wie Passtrough, Bandbreitenregulierung oder Firewalling.

Alles in allem ist das Buch zu KVM eine gelungene Einführung in ein aktuelles Thema, das man Einsteigern empfehlen kann, das aber auch dem erfahrenen Admin noch den einen oder anderen Tipp zu vermitteln vermag.

Immer bereit

Hochverfügbarkeit mit Linux hat eine wechselhafte Geschichte. Seit Pacemaker und Co. befindet sich das HA-Schiff aber in ruhigeren Gewässern. In der 3. Auflage seines Clusterbau-Buches zeigt Michael Schwartzkopff, wie Hochverfügbarkeit mit dem freien Betriebssystem funktioniert.

Die rasche und teilweise turbulente Entwicklung des ursprünglichen Heartbeat-Projektes macht die Aktualisierung eines solchen Bands unumgänglich. Auch die generelle Technik in der IT entwickelt sich weiter: Cluster-Interconnects über serielle Schnittstellen sind schon lange nicht mehr zeitgemäß und finden daher auch hier keine Beachtung mehr.

Die Anforderung "Das System muss immer verfügbar sein" ist einfach formuliert – die entsprechende Umsetzung muss einige Hürden überwinden. Michael Schwartzkopff führt sehr schön in das Thema Hochverfügbarkeit ein. Zunächst erklärt er Begriffe wie "immer" oder "Dienst".

Im nächsten Kapitel folgt ein historischer Abriss über das bekannte Linux-Projekt Heartbeat. Die saubere Erklärung der Komponenten und der verwendeten Terminologie ist dabei besonders hervorzuheben. Seit den Heartbeat-Versionen 1 und 2 hat sich viel verändert – der Autor stellt die einzelnen Komponenten wie Pacemaker oder Open AIS vor und erläutert deren Aufgaben. So stellt er sicher, dass Leser mit egal welchem Ausgangsniveau genau wissen, worüber er gerade schreibt.

Auf circa 400 Seiten behandelt der Text die Installation, erste Konfigurationen, die Verwaltung per Kommandozeile oder GUI und zeigt Beispielszenarien. Kapitel über den Betrieb und detaillierte Informationen über Cluster-Agenten runden das Buch ab. Neu ist das Kapitel zur geeigneten Infrastruktur, welches das HA-Konzept über die Server-Grenzen hinaus erweitert.

Für rund 45 Euro erhält man eine umfassende Dokumentation zum Thema Hochverfügbarkeit mit Linux. Wer die erste Auflage von 2008 besitzt, sollt diese nun beiseite legen und das aktuelle Buch kaufen.

KVM

Michael Kofler, Ralf Spenneberg

KVM für die Server-Virtualisierung Addison-Wesley, 2012 341 Seiten 41 EuroISBN 978-3-8273-3149-6

Clusterbau

Michael Schwartzkopff Clusterbau: Hochverfügbarkeit mit Linux O'Reilly, 3. Auflage 2012 420 Seiten 45 Euro ISBN 978-3-86899-358-5

Ähnliche Artikel

comments powered by Disqus
Mehr zum Thema

Bücher über Hochverfügbarkeit und Monitoring

Ausfälle im IT-Betrieb sind ärgerlich und teuer, daher stellen wir ein ein Buch zur Hochverfügbarkeit mit Linux-Clustern vor. Der zweite Titel richtet sich an alle Administratoren, die ihre Server mit Nagios überwachen möchten.
Einmal pro Woche aktuelle News, kostenlose Artikel und nützliche ADMIN-Tipps.
Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und bin einverstanden.

Konfigurationsmanagement

Ich konfiguriere meine Server

  • von Hand
  • mit eigenen Skripts
  • mit Puppet
  • mit Ansible
  • mit Saltstack
  • mit Chef
  • mit CFengine
  • mit dem Nix-System
  • mit Containern
  • mit anderer Konfigurationsmanagement-Software

Ausgabe /2023