Geheimnisse und Lügen

Seit Jahren erwartet, ist endlich Version 4 des Samba-Servers erschienen, der nun als vollwertige Alternative zu Microsofts Active Directory dienen kann. In der ... (mehr)

 

Liebe Leserinnen und Leser,

neulich versetzte wieder einmal eine Meldung die Linux-Welt in Aufruhr. Informationen aus einer Microsoft-Studie waren an die Öffentlichkeit gelangt – oder gezielt lanciert worden –, die besagten, dass die Linux-Migration der Stadt München erheblich teurer ausfalle als geplant. Die Rede war von einem Betrag um die 60 Millionen Euro, während die Verantwortlichen der Stadt den finanziellen Aufwand auf etwa zehn Millionen Euro taxieren. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen.

Interessant dabei waren die Reaktionen, die unisono davon ausgingen, dass die Microsoft-Berechnungen übertrieben und unlauter seien. Dass die dort erhobenen Berechnungen auch stimmen könnten, wurde kaum in Betracht gezogen. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf. Interessanterweise sind die Kritiker oft dieselben Leute, die eine grundlegende Skepsis gegenüber "den Politikern" an den Tag legen, wenn es um kostenaufwendige Großprojekte geht. In diesem Fall sind die Projektverantwortlichen, die allen Grund haben, den Erfolg ihres Projekts groß und die Kosten klein zu reden, aber plötzlich glaubwürdig – weil es zur Ideologie der Kritiker passt.

Wer über praktische Erfahrung mit ähnlichen Projekten, wenn auch in bescheidenerem Umfang verfügt, wird wissen, dass eine solche Umstellung oft aufwendiger ist als geplant. Dass die Migration einer kompletten Stadtverwaltung vielleicht teurer wird als gedacht, wäre keine Überraschung. Doch das darf nicht sein, denn das würde einen Schatten auf die Erfolgsgeschichte Linux werfen.

Auch die Annahmen, die in der von HP im Auftrag von Microsoft erstellten Studie gemacht werden, soweit sie öffentlich bekannt ist, sind fragwürdig. Würde man immer noch ein altes Windows-System einsetzen oder hätte man die Arbeitsplätze seither auf ein, zwei neue Versionen aktualisiert? Auf der anderen Seite war die Umstellung von Fachanwendungen auf webbasierte Versionen überhaupt nur durch den Verzicht auf Windows nötig. Hätte man, aus welchen Gründen auch immer, in einer Windows-Umgebung auf browserbasierte Anwendungen neu programmiert, fiele auch die HP-Microsoft-Rechnung höher aus.

Vielleicht bietet Microsoft in manchen Situationen gegenüber Linux-Lösungen wirklich einen Vorteil, auch wenn etwa die gute Integration der Software und die Gewöhnung der User "nur" auf der Monopolstellung des Software-Herstellers beruht. Wenn man dennoch öffentliche Verwaltungen auf Open Source umstellen möchte, kann man sich aus politischen Gründen sicher dafür entschließen. Dafür spricht etwa die Nachhaltigkeit beim Management von Daten mit offenen Standards. Auch die Befreiung aus der Abhängigkeit von einem einzelnen Hersteller ist ein gewichtiges Argument. In Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit ist ein vielfältiges IT-Ökosystem sicher wünschenswert. Entscheidet man sich dafür, sollte man aber auch so ehrlich sein, sich einzugestehen, dass dieser Weg unter Umständen unbequemer und kostspieliger ist als der gewohnte.

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