Debian und seine Abkömmlinge

Ahnenforschung

Debian? Nie gehört. Ubuntu? Klar, das bekannte Linux. Dabei wäre Ubuntu nicht denkbar ohne die solide Basis, die Debian liefert. Wie Debian auf die Welt kam und welche anderen Distributionen sich bei ihm bedienen, verrät dieser Artikel.

Als Ian Murdock am 16. August 1993 in der Newsgruppe »comp.os.linux.development« das "Debian Linux Release" ankündigte [1] , hatte er große Pläne für seine neue Distribution, ahnte aber sicherlich nicht, dass Debian GNU/Linux so populär werden würde. Rund 14 Jahre später kann das System auf eine stattliche Anzahl von Nachkommen schauen.

1993 sah es am Distributions-Himmel noch eher düster aus, und die meisten Anwender brauten entweder ihr eigenes Linux-Süppchen oder benutzten SLS (Softlanding Linux System), den Vorläufer von Slackware. Auch wenn Ian Murdock damals zu den schärfsten SLS-Kritikern gehörte, erkannte er doch den Vorteil einer solchen Zusammenstellung von Programmen. Nach seiner Meinung sprachen diese Linux-Distributionen endlich auch reine Anwender und nicht nur Experten und Programmierer an.

Murdocks Entscheidung, seine Distribution dem Linux-Modell folgend mit der Hilfe von anderen Programmierern in der Öffentlichkeit zu entwickeln, erwies sich als goldrichtig, und so zählt Debian heute zu den größten und erfolgreichsten Linux-Projekten der Welt ( Abbildung 1 ). "Es begann als eine kleine, eng verbundene Gemeinschaft von Hackern Freier Software und wuchs Schritt für Schritt zu einer großen, gut organisierten Gemeinschaft von Entwicklern und Benutzern." [2]

Abbildung 1: Die Entwickler der Community-Distribution sind über die ganze Welt verteilt.

Reproduzierbar gut

Debian GNU/Linux bringt gute Anlagen mit, und so ist es kein Wunder, dass so viele andere Distributionen auf diesem System basieren: Debian ist stabil und zuverlässig, besitzt eine umfangreiche Software-Sammlung und ist vor allem frei im Sinne der Free Software Guidelines [3] .

Die hiervorgestellten Abkömmlinge sind meistens für ganz bestimmte Zielgruppen, Anwendungsfälle oder Hardwareplattformen konzipiert. Einige Derivate haben sich sehr weit vom Original entfernt, andere verwenden direkt die Pakete des Urahns oder pflegen zumindest die mehr oder weniger guten Beziehungen und tauschen sich untereinander aus.

Einige Organisationen und Einzelpersonen schlossen sich zusammen, um einen gemeinsamen Standard für Debian-basierte Distributionen zu schaffen. Die so genannte DCC Alliance (DCC Common Core, ehemals Debian Common Core, [4] ) hat sich die Verbesserung der Kompatibilität zwischen der wachsenden Community von Debian-Derivaten und eine Beschleunigung der kommerziellen Anerkennung von Debian GNU/Linux auf die Fahnen geschrieben. Durch die Zusammenstellung essenzieller Pakete und die Unterstützung der Linux Standard Base (LSB) soll Herstellern von Hardware weiterhin die Zertifizierung erleichtert werden. Zu den Mitgliedern der DCC zählen unter anderem Credativ, Knoppix, Linspire, Mepis, Progeny, User Linux und Xandros; Debian selbst und Ubuntu sind nicht dabei.

Erste Nachkommen wandern aus

Der erste Debian-Ableger Libranet erblickte im November 1999 das Licht der Welt in Kanada. Entwickelt von der Libra Computer Systems Ltd. war das Ziel eine besonders benutzerfreundliche Distribution für den Desktopeinsatz. Ein grafischer Installer und ein Setup-Tool ähnlich wie Suses Yast sollten dem Anwender den Zugang erleichtern. Die letzte Libranet-Version erschien im April 2005 – nach dem Tod des Präsidenten und Gründers Jon Danzig im Juni 2005 gab sein Sohn Tal Danzig im November 2005 bekannt, dass die Entwicklung eingestellt wurde.

Ebenfalls 1999 ging die kommerzielle Distribution Corel Linux an den Start. Das kanadische Unternehmen plante ein Desktopsystem auf der Basis von Debian – vor allem auch als Plattform für die Corel-eigenen Produkte. Version 1.0 stand Anwendern in mehreren Varianten zur Verfügung: Die Download- und die Standardversion enthielten als Appetitmacher eine Light-Version von WordPerfect 8.0, die Deluxe-Version bot die Textverarbeitung in Vollversion mit Clipart-Sammlung an. Auch die Grafikprogramme CorelDRAW und Corel PHOTO-PAINT fanden ihren Weg in die Distribution. Das Konzept ist scheinbar dennoch nicht aufgegangen: Nach monatelangen Gerüchten und Spekulationen gab Corel schließlich den Verkauf der Linux-Distribution an Xandros bekannt. Die ebenfalls in Ottawa, Kanada, ansässige Firma verspricht eine unkomplizierte Installation, gute Hardwareerkennung und eine Oberfläche, in der sich Windows-Umsteiger direkt zu Hause fühlen sollen. Von der Distribution stehen verschiedene kommerzielle Varianten für Privat- und Firmenkunden zur Verfügung; weiterhin gibt es die abgespeckte, kostenlose Open Circulation Edition für den nicht-kommerziellen Gebrauch. Aktuell ist Version 4.1 ( Abbildung 2 ).

Abbildung 2: Der Xandros-Desktop ist ganz auf Umsteiger ausgerichtet, sogar der Dateimanager gleicht dem Kollegen aus Redmond.

Der dritte kanadische Ableger, Storm Linux, stürmte auch 1999 auf den Markt, hielt es aber nicht lange aus und verschwand im April 2001 wieder von der Bildfläche.

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