An Winterschlaf war bei Ubuntu seit der Veröffentlichung von 11.10 nicht zu denken. 12.04 folgt nun dem Rythmus, eine neue Version mit Langzeitunterstützung (Long Time Support, kurz LTS) alle zwei Jahre herauszugeben. Sie wird von Ubuntu fünf Jahre lang mit allem Nötigen versorgt.
Kritiker bringen gegen Linux-Distributionen mit Langzeitunterstützung gerne vor, dass sie nur bedingt sinnvoll seien, weil Software, die schon drei oder vier Jahre auf dem Buckel hat, einfach zu alt sei. Admins würden Nutzen aus den tollen Features neuerer Versionen ziehen wollen. Genau da setzt Ubuntu an: Mit seinen LTS-Versionen legt es ein höheres Tempo an den Tag als Suse und RedHat. Wer auf Ubuntu setzt, kann also zumindest alle zwei Jahre entscheiden, ob er sich den Stress eines Updates antut.
LTS-Releases sind für Server freilich wesentlich interessanter als für Desktops. Bisher trug Ubuntu diesem Umstand Rechnung, indem es die LTS-Distributionen in Desktop- und Server-Varianten gab. Die Desktop-Ausführung erfuhr drei Jahre Unterstützung, die für Server bot, wie schon erwähnt, fünf Jahre Support. In Ubuntu 12.04 gibt der Hersteller dieses Schema auf: Die neue Version ist zwar noch in Desktop- und Server-Variante aufgeteilt, beide bekommen aber einheitlich fünf Jahre Support. Offensichtlich zielt diese Änderung auf Unternehmen ab, die Linux-Desktops deployen und mit diesen ihre IT-Landschaft dauerhaft planen wollen. Ubuntu 12.04 LTS macht so Suses Linux Enterprise Desktop direkte Konkurrenz.
Naturgemäß stecken Distributoren mehr Zeit in die Pflege der verschiedenen Desktop-spezifischen Werkzeuge denn in die Server-Programme. Denn während es bei Letzteren häufig mit simpler Versionspflege getan ist, verändern sich die Desktop-Komponenten regelmäßig und tiefgreifend. Wer Ubuntu 12.04 als Desktop im Firmeneinsatz betreiben möchte, bekommt vom Hersteller feinste Kost: An Bord ist der X-Server Xorg in Version 1.11 genauso wie Gnome in Version 3.2.1. Die klassischen Desktop-Programme wie Thunderbird und Firefox stehen ebenso in nagelneuen Versionen bereit. KDE wird in Version 4.7.4 beiliegen, sodass auch hier sämtlicher grafische Schnickschnack verfügbar ist. Außerdem gibt es ein neues Shortcut-System für Vielschreiber (Abbildung 1). Freilich gehört auch Canonicals durchaus gewöhnungsbedürftiger Unity-Desktop in Version 5.0 zum Lieferumfang, genauso wie Rhythmbox als Standard-Audioplayer, Totem für Gnome und Kaffeine für KDE als Video-Player. Multimedial ist die neue LTS-Version offensichtlich gut aufgestellt.
Unter der Haube werkelt ein Linux-Kernel 3.2.2. Wer einen neueren Kern braucht, wird also entweder vorsichtig selbst Hand anlegen müssen oder darauf warten, dass in den Ubuntu-Backports-Ordnern neue Pakete aufschlagen. So oder so sollte der Kernel 3.2.2 aber hinlänglich aktuell sein, um nahezu sämtliche zeitgemäße Hardware zu unterstützen.