Ebenfalls außer Konkurrenz startete Tiddlywiki
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im Test. Der Grund: Das Wiki für die Hosentasche besteht aus einer einzigen HTML-Datei mit einer eingebetteten Javascript-Anwendung, welche die Wiki-Funktionalität implementiert. Eine Installation ist daher nicht nötig – der Anwender lädt einfach die Datei
»empty.html
«
herunter, benennt sie entsprechend um und öffnet sie im Browser.
Tiddlywiki ist nicht dafür gemacht, zahlreiche Benutzer oder Änderungen beziehungsweise Seiten zu verwalten. Strenggenommen eignet sich das Wiki nur zum Arbeiten auf dem lokalen Rechner und nicht über eine Internetverbindung hinweg. Es deaktiviert nämlich die Bearbeitungsfunktion, wenn der Nutzer über HTTP darauf zugreift.
Und doch hat das kleine Tool einen Sinn: Auf einem USB-Stick am Schlüsselbund kann man das persönliche Notiz-Wiki mit auf Reisen nehmen und Informationen handlich ablegen sowie durch Tags sortieren ( Abbildung 6 ). Es spricht auch nichts dagegen, Programmhandbücher oder FAQs mit Tiddlywiki zu erstellen. Die einzelne HTML-Datei können Entwickler problemlos mit einer Installations-CD/-DVD ausliefern. Selbst Passwörter lassen sich in Tiddlywiki mit Hilfe eines Krypto-Plugins verwalten.
Tiddlywiki kooperiert mit den meisten modernen Browsern. Lediglich der Konqueror sperrt sich, wenn es darum geht, die HTML-Datei zu verändern. Das Markup ist relativ überschaubar (siehe Listing 6 ), vom Creole-Projekt beeinflusst und unterstützt diese Auszeichnungsform auch.
Listing 6
Tiddlywiki-Markup
Ein vollständiger Überblick über alle Wiki-Engines würde Bücher füllen – zu groß ist das Angebot und zu unterschiedlich sind die Anforderungen der Nutzer. Alle Testkandidaten waren mehr oder weniger komfortabel im Hinblick auf Installation und Einrichtung. Die Engines, die ins Dateisystem schreiben, zeigten sich im Test zunächst performanter. Das Bild wandelt sich allerdings, wenn der Datenbestand wächst.
Die größten Unterschiede zwischen den Wikis bestehen nach wie vor im Markup. Die Entscheidung für oder wider eine Software fällt selten nach technischen Gesichtspunkten – ausschlaggebend ist vielmehr, mit welchem System die Nutzerzielgruppe umgehen kann und will. Nicht-übertragbares Markup macht einen späteren Umstieg auf ein anderes Wiki unattraktiv und arbeitsaufwändig. Das Creole-Markup [14] kann dabei helfen, Inhalte ohne Anpassung der Auszeichnungssprache zwischen Wikis zu übertragen.
Unter einem Manko leiden alle getesteten Programme gleichermaßen: Sie wurden von Techies für Techies entwickelt. Wysiwyg-Editoren oder Export-Plugins für Fremdformate verschleiern die Markup-Probleme nicht. Solange sich Anwender mit einer Fülle von Symbolen, Includes und Variablen herumschlagen müssen, zwischen denen sich der eigentliche Text versteckt, bleiben Wikis das Werkzeug der IT-Abteilungen und technikaffiner Datensammler. Es fehlt an Oberflächen, die wirklich intuitiv zu bedienen sind.
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