Jetzt können Sie sich zum ersten Mal mit dem Account »system
«
und dem vorher vergebenen Passwort anmelden. Auf der Systemkonsole ist der Login-Prompt nicht automatisch zu sehen. Sie müssen vorher die Eingabetaste drücken, damit er sichtbar wird. Nun initialisieren und mounten Sie die beiden anderen konfigurierten Fesplatten:
$ initialize dua1: DATA1 $ initialize dua2: DATA2 $ mount/system dua1 data1 %MOUNT-I-MOUNTED, DATA1 mounted on _ADVAX$DUA1: $ mount/system dua2 data2 %MOUNT-I-MOUNTED, DATA2 mounted on _ADVAX$DUA2:
Damit die Platten auch bei jedem Booten gemountet werden, muss man sie in die Startup-Datei »sys$manager:systartup_vms.com
«
eintragen, die OpenVMS bei jedem Neustart ausführt. Setzen Sie die Terminaleinstellungen mit »set term/vt100
«
und öffnen Sie dann mit »edit sys$manager:systartup_vms.com
«
die Datei im Editor. Mit den Maustasten und sogar den Bildschirmscrolltasten können Sie sich durch die Datei bewegen. Gehen Sie ganz ans Ende und fügen Sie vor der Zeile »$ EXIT
«
zwei neue Zeilen ein:
$ mount/system dua1 data1 $ mount/system dua2 data2
Die Dollarzeichen gehören dazu. Kommentarzeilen werden dagegen mit »$!
«
eingeleitet, wie Sie in den darüberliegenden Zeilen sehen können. Mit [Strg]+[z] speichern Sie die Datei und beenden den Editor. Alternativ gelangen Sie mit [F4] in seinen Befehlsmodus. Dort geben Sie »write
«
zum Speichern und »exit
«
zum Beenden ein. Mit dem Befehl »@sys$system:shutdown
«
fahren Sie das System herunter, nachdem Sie ein paar Fragen beantwortet haben.
Generell ist das Dateisystemkonzept von VMS für Unix-Anwender sehr gewöhnungsbedürftig [3]. Es gibt keinen einheitlichen Dateibaum, sondern mehrere Drives (»duaX
«
), ähnlich wie bei DOS und Windows. Das jeweils aktuelle Unterverzeichnis behält VMS aber bei, wenn der Anwender das Drive wechselt. Befindet man sich also etwa in »dua1:[ofr]
«
und wechselt dann nach »dua3
«
, geht VMS vom Verzeichnis »dua3:[ofr]
«
aus. Groß- und Kleinschreibung spielt dabei übrigens keine Rolle. Die dazu gehörigen Befehle heißen »set default
«
(Unix: »cd
«
) und »show default
«
(»pwd
«
). Da sich VMS-Befehle abkürzen lassen, solange sie eindeutig sind, werden diese meist zu »set def
«
und »sh def
«
verkürzt. Eine Übersicht ist in Tabelle 1 auf der nächsten Seite zu finden.
Tabelle 1
VMS-Survival-Kit
Unix-Befehl | VMS-Pendant |
---|---|
cd Dir |
SET DEF [.DIR] |
cd Dir/Subdir |
SET DEF [.DIR.SUBDIR] |
cd .. |
SET DEF [-] |
pwd |
SH DEF |
ls |
DIR |
mkdir |
CREATE/DIR [DIR] |
rm |
DEL |
Ähnlich wie bei Linux wird der Systembenutzer nur für administrative Aufgaben verwendet. Um einen neuen Account anzulegen, wechseln Sie erst mit »set def sys$system
«
ins Systemverzeichnis. Mit »r authorize
«
gelangen Sie in das Interface zum Editieren des User Authorization File (UAF). Dort geben Sie den folgenden Befehl ein:
UAF> add Login/password=temp/owner="VornameNachname"/dev=dua1/dir=[Homedir]/uic=[200,201]/flag=nodisuser/priv=all
Der letzte Teil »priv=all
«
gibt dem Benutzer prinzipiell alle verfügbaren Privilegien, die er später mit »set proc/priv=all
«
erlangen kann, wenn er eingeloggt ist, ähnlich wie ein Sudo-Benutzer bei Ubuntu Linux. Mit »exit
«
beenden Sie das Editieren des UAF. Nun fehlt noch das Home-Verzeichnis, das der Befehl »create/dir dua1:[Homedir]
«
anlegt. Die Berechtigungen setzt »set directory/owner=Login dua1:[Homedir]
«
.
Wenn Sie nun neu booten, können Sie sich mit dem neuen Benutzer-Account einloggen und damit arbeiten.