Editorial

Rolle rückwärts

Die Endgeräte in Unternehmen stellen das wohl größte Einfallstor für Angreifer dar. Ein geöffneter, infizierter E-Mail-Anhang oder der Besuch einer ... (mehr)

Groß war der Aufschrei, als 2013 die globalen Spionagetätigkeiten der Nachrichtendienste der USA, Großbritanniens und weiterer Verbündeter ans Licht kamen. Doch der Effekt, den die Enthüllungen hatten, verpufft zunehmend. Aktuellstes Beispiel: Microsoft. Die Redmonder kündigten im September dieses Jahres die Einstellung ihrer datenschutzfreundlichen Microsoft Cloud Deutschland an. Gemeinsam mit T-Systems hob Microsoft 2015 die deutsche Cloud aus der Taufe. Dabei betrieb die Telekom-Tochter die Rechenzentren und hatte damit technisch Zugriff auf die Kundendaten, während Microsoft lediglich die darin laufenden Dienste bereitstellte.

Zugegeben, die Azure- und Office-365-Dienste liefen nicht so rund wie in der regulären Microsoft-Cloud. Und auch im Preis schlug sich das spezielle Daten-Treuhandmodell nieder, wie unser Artikel im IT-Administrator 01/2018 zeigte. So waren die Kosten im Schnitt rund 25 Prozent höher. Verständlich, da natürlich neben Microsoft T-Systems ebenfalls ihren Aufwand entlohnt haben wollte. Auch waren Nutzer der Deutschland-Cloud nicht vorn dabei, wenn es um neue Produkte oder Funktionen ging. Microsoft Teams kam zum Beispiel erst später in die Deutschland-Cloud, auch für Dynamics gab es Verzögerungen.

Nun scheint es den Kunden offenbar zu reichen und sie stellen Funktionalität über Datenschutz. Die Konsequenz: Microsoft kündigt das Ende der Cloud Deutschland an. Als Ersatz sollen ab 2019 konzerneigene Rechenzentren hierzulande dienen. Natürlich verspricht der Cloudanbieter, die Europäische Datenschutz-Grundverordnung einzuhalten und überhaupt für Datenschutz und -sicherheit zu sorgen. Doch letztendlich handelt es sich auf Kunden- wie auf Anbieterseite um nichts anderes als eine Rolle rückwärts.

Sicher lässt sich argumentieren, dass es sich bei all den Bedenken eher um theoretische Szenarien handelt, die die wenigsten Unternehmen tatsächlich betreffen dürften. Und so nutzen immer mehr Firmen hierzulande Azure und andere Clouddienste und fahren gut damit. Denn in der Tat stellen Hackerangriffe die deutlich größere Gefahr für Unternehmen dar. In unserer Oktober-Ausgabe zeigen wir, wie Sie mit Azure Advanced Threat Protection und Privileged Identity Management für Sicherheit in der Microsoft-Cloud sorgen. Daneben erfahren Sie, welche Mittel Ihnen zur Absicherung von Endgeräten zur Verfügung stehen, darunter Windows Defender System Guard zum Schutz vor Exploits.

Einen sicheren Herbst wünscht

Daniel Richey

Stellv. Chefredakteur, Chef vom Dienst

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